Donnerstag, 4. Juni 2015

Zahra Darvishi – Eine Powerfrau mit sozialem Engagement

Der wunderbare Blick auf den See ist das erste, das sofort ins Auge fällt, wenn man das Zuhause von Zahra Darvishi betritt. Die betörend schöne Aussicht dominiert ganz unaufdringlich die Wohnung, in der sich Zahra zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn pudelwohl fühlt. Eine grosse Ruhe liegt in den dezenten Farben der Einrichtung. Es gibt nicht viel Dekoration auf den Oberflächen. Schnickschnack ist nicht ihr Ding. Sie möchte sich in ihrem Heim erholen können. Runterfahren. Sich auf das Wesentliche konzentrieren. Zum Beispiel das tägliche Nachtessen mit ihrer Familie. Der Hauptfokus liegt deshalb auch auf der Funktionalität, die Zahra gekonnt mit grosser Ästhetik verbindet. Schlichte, aber dennoch mondäne, wohlgeformte Möbel stehen im Mittelpunkt. Der relaxte Look wird durch ein paar Farbtupfer in Form saisonaler Blumen aufgelockert und mit dem einen oder anderen Perserteppich verfeinert.


Zahra Darvishi

Die Teppiche aus Persien stammen aus Zahras Heimat und an dem Tag, an dem ich sie besuchte fällt mir noch ein weiterer Farbtupfer im Wohnzimmer auf. Es ist ein kleiner Tisch, auf dem sich eine Ansammlung von Lebensmitteln und Blumen befindet. „Wir feiern heute Abend das iranische Neujahrfest.“ erklärt mir Zahra. In kleinen Schälchen befinden sich deshalb sieben verschiedene Zutaten, die zu Neujahrsfest gehören und welche die sieben Tugenden des Zoroastrismus versinnbildlichen. „Ich mag alte Bräuche. Wir feiern das iranische Neujahr genauso gerne, wie Ostern oder Weihnachten. Es bringt Familie und Freunde zusammen und das liebe ich sehr.“ 




Zahra Darvishi wurde im Iran geboren und wuchs dort mit ihren Eltern und vier Brüdern auf. Die Eltern, die beide Lehrer waren, legten viel Wert auf Bildung und wollten, dass ihre Kinder im Ausland studieren. Die einzige Tochter schickten sie in die Schweiz. Sie waren der Überzeugung, dass dieses Land einem jungen Mädchen mehr Sicherheit bieten könne, als Amerika, wo bereits drei von Zahras Brüder studiert hatten. An der Universität von Zürich lernte sie dann nicht nur die Grundlagen der Biochemie sondern auch ihren Mann kennen. Die Biochemie, stellte sie bald fest, war zwar eine spannende Angelegenheit, aber sie war Zahras Sache nicht. Sie wollte lieber mehr mit Menschen zu tun haben und weniger mit Reagenzgläsern. Zahra brach das Studium ab und besuchte in Amerika ein College für Supervision Management. Zusammen mit ihrem Mann kehrte sie in die Schweiz zurück und brachte bald darauf ihren Sohn zur Welt. Nach einer längeren Babypause fasste sie den Entschluss: „Jetzt fängt mein neues Leben an.“




Als Quereinsteigerin beginnt Zahra bei einer grossen Schweizer Bank im Backoffice. Sie darf gleich ein Team leiten und ist begeistert vom dynamischen Umfeld und dem angeregten Austausch mit den Mitarbeitern. 15 Jahre später ist sie immer noch bei der Credit Suisse, wo sie heute den Bereich Corporate Citizenship Schweiz leitet. Sie sagt: „Banking ist unser Geschäft, aber es braucht auch soziales Engagement.“ Ganz in diesem Sinne unterstütz die Bank gemeinnützige Organisationen und Projekte zum einen mit finanziellen Mitteln und zum anderen mit Freiwilligenarbeit. Zahra koordiniert die Fördermittel und ist für die unzähligen Freiwilligeneinsätze der Credit Suisse Mitarbeitenden verantwortlich. An mindestens einem Tag pro Jahr ermöglicht die Bank ihren Angestellten einen solchen Arbeitseinsatz, den sie bei einer der fast 70 gemeinnützigen Partnerorganisationen für benachteiligte Menschen leisten. Da tauscht der Banker dann seine Krawatte gegen ein „Übergwändli“ um einen Bannwald in den Bergen vom Unterholz zu befreien oder um zugunsten von benachteiligten Menschen an einem Stand Suppe zu schöpfen und Geld zu sammeln. Erlebnisse, die nachhaltige Eindrücke hinterlassen.




Zahra setzt sich mit Leidenschaft für ihre Projekte ein. Das neuste ist eines, das sich „Seitenwechsel“ nennt. Eine Woche lang hilft ein Mitarbeiter der Credit Suisse bei der Zürcher Stiftung für Gefangenen- und Entlassenenfürsorge aus. Es geht um die Mithilfe, aber auch um die kurzzeitige Integration in ein nicht alltägliches Team. Zahra hat den ersten Einsatz gleich selbst absolviert. Sie arbeitete in einer Werkstatt, welche Elektro-Abfall auseinander baut, um gewisse Teile fürs Recycling zur Verfügung zu stellen. Die Mitarbeiter dort sind Personen, die eine Gefängnisstrafe in Form von gemeinnütziger Arbeit absolvieren, stellenlose Sozialhilfebezüger und leistungsschwache und schwer vermittelbare Personen. Zahra erzählt: „Anfangs war es für mich schwierig, mich dort zu integrieren, weil ich ein bisschen Angst vor den Mitarbeitern hatte. Aber am Ende, war dieser Einsatz meine bisher schönste Erfahrung, weil ich gelernt habe, dass es einfach nur Menschen sind. Menschen, die Pech hatten im Leben, einige falsche Entscheidungen trafen und sich mit vielen Problemen herumschlagen müssen.“




Projekte wie dieses geben Zahra die Gewissheit, dass ihre damalige Entscheidung, die Forschung und die Biochemie an den Nagel zu hängen, goldrichtig war. Klar möchte sie auch in diesem Beruf weiter kommen, Karriere machen. Das Wichtigste ist ihr jedoch, dass etwas bewegen kann. Sie möchte positive Veränderungen bewirken. Erfolg deutet sie deshalb auch so: „Wenn ich am Abend nach Hause und weiss, dass ich meine Zeit und meine Energie für etwas eingesetzt habe, das Sinn macht.“









Alle Fotos Copyright by Landhaus Diva


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