Sonntag, 30. Juni 2013

Mit Herz, Hut und Hund



Bei der Kamelfarm gleich um die Ecke, dort wohnt Sonja Rieser. Ländlich, idyllisch. Und zwar schon seit bald drei Jahren. Davor verbrachte sie ihr ganzes Leben in Zürich. Heute erfreut sie sich an der Gemächlichkeit des Landlebens und schätzt den Raum für Kontemplation, der damit einhergeht. Sonja bewohnt einen charmanten, alten Hausteil in Oberglatt. Die Kamele gehören dem Nachbarn, aber auch im Hause Rieser gehören Tiere zur Familie und sind sogar Teil eines neuen Firmenkonzeptes. Es gibt Katzen, Hunde und Hühner. Eines oder mehrere dieser Tierchen trifft man auch gerne mal in der guten Stube an. Und obwohl die Hühner draussen bleiben müssen, haben sie sich trotzdem bereit erklärt, täglich frische Eier zu liefern. 

Frische Eier und Blumen - Sonjas Küchenfenster

Die gelernte Modistin geniesst das Leben auf dem Land in vollen Zügen, obwohl sie sich das früher gar nicht hätte vorstellen können. Durch einen spontanen Entscheid ist Sonja Rieser nicht nur an das Häuschen auf dem Land gekommen, sondern auch zum Traumberuf. Als junges Mädchen kam sie eines Tages an einem Hutgeschäft am Zürcher Rennweg vorbei und  war von den phantasievollen Kopfbedeckungen derart fasziniert, dass sie sich gleich auf die im Schaufenster ausgeschriebene Stelle als Lehrling bewarb. Sie wurde genommen, schloss die Lehre ab und arbeitete danach bei grossen Modeketten in Zürich und Paris. Seit vielen Jahren schon betreibt sie ihr eigenes Geschäft für Hüte und Accessoires am Neumarkt in Zürich.

Sonja Rieser

Hüte sind ein Luxusartikel. Doch sind sie stets eine gute Investition, weil das dahinter steckende, traditionelle Handwerk Kreationen hervor bringt, die ein Leben lang halten. Die Künstlerin La Lupa, zum Beispiel, ist eine von Sonja Riesers treusten Kundinnen, die das Huttragen zum Lebensstil erkoren hat und es täglich neu zu inszenieren vermag. „Der Hut muss immer zur Person passen. Zum Charakter.“, erklärt Sonja, sonst wirke man schnell verkleidet. Inzwischen gibt es bei ihr aber nicht nur Kopfschmuck für Erwachsene, sondern auch für Kinder und die passenden Kleidchen und Spielsachen noch dazu. Fast alles, was man in ihrem Laden entdecken und erwerben kann, ist handgemacht - und zwar mit viel Liebe und Herzblut.

Kachelofen im Wohnzimmer. Die "Lismete" immer parat.

Die Kreativität, die Sonja beim Herstellen von Hüten, Kappen und Mützen braucht, setzt sie auch in ihrem Zuhause bravourös um. Sie hat aus dem leicht baufälligen Häuschen ohne Zentralheizung ein liebenswertes Bijou gemacht, das von aussen wie von innen ein Hingucker ist. Dass sie im Winter mit dem Kachelofen zurechtkommen muss, um ihr Zuhause warm zu halten, daran hat sich Sonja inzwischen gewöhnt und ist ein Profi im Einheizen geworden. Wenn jedoch der Ofen in den kalten Winternächten ausgeht, dann ist das Aufstehen in der Früh kein Vergnügen, und sie gibt zu: „So was holt einen ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurück und führt mir immer wieder vor Augen,  wie verwöhnt wir im allgemeinen sind.“   

Impressionen aus Sona Riesers Hutatlier.

Trotz der ungewöhnlichen Widrigkeiten entschied sich Sonja damals spontan dafür, den Mietvertrag für den altertümlichen Hausteil zu unterzeichnen, und zog mit grossem Elan und Vergnügen dort ein. Sie hat es bis heute nicht bereut. Auf die Frage, wie viele Zimmer ihr Zuhause aufweise, antwortet Sonja: „Ich habe keine Ahnung. Ich habe sie nie gezählt.“ Das zeigt, mit welcher Passion sie die Neugestaltung ihrer Räume nach dem Einzug in Angriff nahm. Es zählte nicht die Menge der Zimmer, sondern eher das Potential und der Spielraum, den sie herzugeben vermochten. Mit grossem handwerklichem Geschick wurde gemalt, gezimmert, tapeziert, Laminat verlegt. Entstanden ist eine grandiose Mischung aus Shabby Chic und exzentrischem Glamour.

Das romantische Schlafzimmer mit Blümchentapete und Eisenbett.

Ihre Räume zeugen von Liebe zum Detail. Vieles ist selbstgemacht, einiges improvisiert, das eine oder andere wurde ihr geschenkt oder vererbt. Liebliche Kleinigkeiten zieren die Oberflächen, antike Bilder die Wände und bisweilen skurrile Kunstobjekte die Vitrinen. Auffallend sind die zu Skeletten umfunktionierten Püppchen-Skulpturen, die sich auch gemalt auf Bildern wieder finden. Eines dieser süssen Knochengerüstchen entdeckt man erst auf den zweiten Blick, wie es frech hinter einem Baum auf einem harmlosen Landschaftsgemälde hervorlugt. Sonja hat es da hin gemalt. „Ich liebe alles Lebendige. Die Skelette sind für mich eine Art Symbol für das Leben und immerhin ist der Tod untrennbar mit dem Leben verbunden.“ 

Eines von vielen Skelettchen.

Lebendigkeit, Humor, Mut zu Neuem und die Liebe zu ihren Tieren zeichnen nicht nur Sonjas Zuhause, sondern auch ihren Charakter aus. Kein Wunder, dass die neuste Kreation aus dem Hause Sonja Rieser von ihren vierbeinigen Freunden inspiriert wurde. Petit Compagnon ist ein zauberhafter Online-Shop, der Gewänder und Accessoires für den echten, aber humorvollen Hund und Halsbänder für die gehobene Katze anbietet. Im Angebot sind Kaschmir- und Angora-Pullover für kaltes Winterwetter, oder verspielte, stilvolle Überzieher für den kosmopolitischen City Dog. Ausserdem gibt es den ÖV-Tragekorb für Kleinhunde und Robidog-Tüten in Hellblau mit Blümchen drauf. Petit Compagnon bietet Tieraccessoires, die endlich die Grauzone hell erleuchtet, die seit langem zwischen Paris Hiltons Hundeverschandelung und der Barbour-isierung von Jagdhunden bestand. Hier kaufen Hunde ein, die etwas von Mode verstehen, und ihre Frauchen sowieso.

Nachttisch-Deko.

Ob man das Geschäft in Zürich besucht oder bei Petit Compagnon herein schaut - es ist auf jeden Fall ein Besuch voller süsser Inspiration, den man nicht so schnell vergisst; denn was immer Sonja Rieser anpackt: Sie macht es von Hand und tut es mit Herz.

www.sonjarieser.ch
www.petitcompagnon.ch

Sonjas Häuschen von aussen.


Wer findet das kleine "Tödchen" im Gemälde?
Wohnzimmer mit überraschenden Bildern.
Hutformen im Atelier.

Gemütliche Liege in Sonjas nostaligschem Büro.
 
Fröhliche Kreationen in Sonjas Atelier.
 
Stilleben mit Hutschachtel.

Sammlung antiker Haarbürsten.

Sonja Rieser mit der kleinen Lilli.


Alle Fotos: Copyright by Landhaus Diva.

Montag, 24. Juni 2013

French Kiss

Die Franzosen können weit mehr als Baguettes backen und Frösche quälen. Sie können auch exquisit  wohnen. Sie machen es auf die fantasievoll-opulente Art genauso  gut wie auf die schlicht-ländliche. Hier ein bisschen „Je ne sais quoi“ und dort ein wenig „laissez faire“ und schon hat man ein Landaus zusammen, das hochdotierte Interior Designer vor Neid erblassen lässt. Eine solche Residenz sieht immer so aus, als ob der Hausherr vor dem Petit Déjeuner die Einrichtung und die Accessoires mühelos zusammengestellt und nach dem letzten Schluck Café au Lait alles kurz aufeinander abgestimmt hat, damit es harmonisch und einfach fantastisch aussieht. Das Erfolgsprinzip der Grande Nation in Sachen Einrichten basiert seit langem auf dem „Karl Lagerfeld Prinzip“: Wenn man nichts im Leben zu ernst nimmt, kann man mit etwas Talent und einer gehörigen Portion Exzentrik die ganze Welt verzaubern.

Source: http://sameasitneverwasinc.wordpress.com

Ausserdem ist in Frankreich auf dem Land die Welt noch in Ordnung. Hier sind die Leute freundlich, das Essen köstlich und die Châteaus günstig zu haben. Ein guter Grund sich den Traum vom eigenen Schlösschen in der Provence zu erfüllen und es dann mit ausgesuchten Antiquitäten von den sagenumwobenen Brocantes zu bestücken. Sollte die Renovation der Schnäppchen-Villa mehr kosten, als der Klempner, der Maurer, der Elektriker und der Dachdecker zusammen veranschlagt haben, kommt man problemlos mit Ziegenkäse und Rohkost durch den Sommer, ohne zu hungern oder kulinarisch Abstriche zu machen. Man muss es einfach locker sehen. Dann klappt es auch mit dem Nachbarn, der im ruralen Frankreich oft der einzige Mensch ist, den man tagelang zu Gesicht bekommt, wenn einem das Geld fürs Benzin fehlt, n’ést pas.

Source: http://livelovehome.blogspot.ch

Die französischen Interieurs zeugen stets von grossem Weitblick, während sie gleichzeitig Vergangenes gekonnt integrieren. Moderner Prunk verschmilzt mühelos mit zerschlissenen Polstermöbeln vergangener Epochen und urbanes Industriedesign vereinigt sich unaufdringlich mit rustikalen Bauernmöbeln. Dramaturgisch angewandte Opulenz gepaart mit unverschämten Understatements ergibt grosses Innendekorations-Kino. Mit Glamour und Pariser Chic wusste schon Madame Pompadour ihren König zu verführen, während sich Marie Antoinette - gelangweilt vom Versailler Prunk, lieber aufs Land zurück zog um Lämmchen zu streicheln und Kuchen zu essen. Die Franzosen haben es drauf, wenn auch nicht jeder Kopf oben bleibt. C’ést la vie: Noblesse oblige.

Source: http://www.knottinghillinteriors.com

Source: http://carolinemaguiredesigns.blogspot.ch
Source: http://www.madisonmuse.com
Source: http://interiorstyledesign.tumblr.com
Source: http://greigedesign.blogspot.ch
Source: http://www.madisonmuse.com

Montag, 17. Juni 2013

Cupcakes mit Charme und ein Frauenverein mit Stil



Die Begeisterung für Cupcakes hat Carmen Lippuner-Thaddey aus Amerika mitgebracht. Als sie dort vor einiger Zeit ihre Ferien verbrachte, sah sie sich von diesen süssen, nicht selten unwiderstehlich verzierten Köstlichkeiten geradezu umzingelt. Und so gab es nach ihrer Rückkehr in die Schweiz kein Halten mehr. Sie eignete sich die Kenntnisse im Cupcake- und Tortenbacken an und besuchte diverse Schulungen bei Cake-Designern, bis sie ihre Technik perfektioniert hatte. Heute entstehen in der Küche von Carmens Zuhause, welches sie mit ihrem Mann und zwei Töchtern teilt, fast im Akkord Cupcakes mit filigranen Dekorationen, genauso wie Geburtstagtorten mit einzigartigen Glasuren und romantisch anmutenden Ausschmückungen. 


Freunde und Bekannte zeigten sich begeistert von Carmens ästhetischen Süssigkeiten und wollten bald selbst lernen, wie man die Küchlein richtig verziert. Daraus entstand die Geschäftsidee von CarmensCupcake Deko Workshops. Die Kursteilnehmer lernen die Grundlagen der kulinarischen Verzierung; sie können am Ende mit Fondant und Buttercreme umgehen und haben erst noch ganz viel Spass gehabt. Die Kurse sind mittlerweile so beliebt, dass Carmen ihren Job als Sales Executive bei einem renommierten Luzerner Hotel aufgab, um sich ganz ihrer Leidenschaft zu widmen. Sie hat es bisher nicht bereut, das Hotelgeschäft hinter sich zu lassen. „Aber ich nahm seither ein paar Kilo zu.“, erklärt sie mit einem entwaffnenden Lächeln. Man sieht ihr das ganz und gar nicht an, und Naschen ist sowieso gesund und macht glücklich.

Carmen Lippuner-Thaddey

Die Kurse finden in Meggen am schönen Vierwaldstättersee statt, wo Carmen auch zu Hause ist. Weil in ihrer Küche aber nicht genug Platz ist, um alle Kursteilnehmer unterzubringen, hat sie sich mit dem Gemeinnützigen Frauenverein Meggen zusammengetan, der ein Kurs- und Freizeitlokal im Dorf betreibt. Es nennt sich WärchTraum und ist genau das: Ein traumhafter, verspielter Ort, an dem alles möglich ist und der Kreativität freien Lauf gelassen werden darf. „Hier hat alles Platz, ausser Politisches und Religiöses.“, merkt Christina Schwendener an, die im WärchTraum selbst Kurse anbietet. Unter anderem einen Shabby Chic Kurs, bei dem alte Möbel frisch gestrichen werden und  danach in neuem, aber doch shabby Glanz erstrahlen. Es ist deshalb auch kein Wunder, dass der ganze WärchTraum in genau diesem Stil eingerichtet wurde. Hell, einladend, freundlich.
 

Christina kann diesen schlichten, skandinavischen Einrichtungsstil  im Kurslokal voll ausleben und sie tut das mit viel Liebe zum Detail. Was zu Hause aus Rücksicht auf den Ehemann nichts verloren hat,  das findet im WärchTraum dankbaren Platz und amüsiert Besucher und Kursteilnehmer gleichermassen. Zum Beispiel Gäms-Geweihe mit bunten Schleifen oder Rüebli-Raffeln mit Blumendekoration. Die Tassen und Teller für den Kaffee zwischendurch hat Christina aus Brockenhäusern der Umgebung zusammen getragen und liebevoll in der kleinen Küche arrangiert. Ausserdem sorgen dort eine schöne Sammlung alter Krüge und Suppenschüsseln mit lieblichen Blumenmotiven für Gemütlichkeit.
 

Diese floralen Motive dienen Carmen Lippuner-Thaddey oft als Inspiration, um neue Dekorationen für ihre Cupcakes zu kreieren. Und genau solche Ideen werden dann in ihren Kursen zusammen mit den anderen Cupcake-Liebhaberinnen umgesetzt. Eine Handvoll motivierter Damen, Süssigkeiten mit bezauberndem Beiwerk, eine pittoreske Umgebung: Das sind die Zutaten für einen gelungenen Event mit Langzeitwirkung in jeder Hinsicht.


CarmensCupcake
www.carmenscupcake.ch

WärchTraum
www.waerchtraum.jimdo.com



Christina Schwendener & Carmen Lippuner-Thaddey


 





 Alle Fotos: Copyright by Landhaus Diva