Donnerstag, 2. Februar 2012

World Economic Forum - Do you speak Bunga Bunga?

Die grosse VIP-iade in Davos hat ein Ende gefunden. Einmal mehr haben wichtige Leute, weit ab von der brutalen Realität und abgeschirmt vom gemeinen Pöbel, sich selbst und ihre Komplizen mit Lob, Kritik und Moralismus eingedeckt. Ein bisschen Kunst hat man ihnen kredenzt, damit die Kapitalistenseele nicht gänzlich verkümmert. Ein wenig Wissenschaft: Überraschende Insights von Hirnforschern werden in Zunkunft zu verhindern wissen, dass die Manager-Gehirne vor lauter Bonuszahlen explodieren. Eine Prise Afrika, ein Schuss Sustainability und drei Kaffeelöffel experimenteller Film machten aus der Schwabschen Brühe eine Netwoking-Suppe der Superlative. Fazit: Die Lage ist ernst, hoffnungslos und Social Media getrieben, aber alles ist gut, solange die WEF-Brüder (und ihre Quoten-Schwestern) noch mit den Privatjets in Dübendorf landen können.



Marie Antoinette von Sofia Coppola
Nun ist die Elite also wieder daheim. In ihren Häusern, Villen und Palästen. Sie sitzen abends auf ihren Sofas, Chaise Lounges, Eames Chairs. Essen von Nymphenburger Prozellan Tellern, trinken aus Kristallgläsern und schauen sich dann selbst im Fernsehen an. Mal ganz abgesehen von der galoppierenden Ignoranz gegenüber der Wirklichkeit, welche die Créme de la Créme zuweilen an den Tag zu legen pflegt, würde ich gerne mal wissen, wie diese wahnsinnig wichtigen Personen hausen. Oder wird gar residiert? Haben sie tatsächlich Geschmack oder reicht ihnen ein grosses Preisschild zur Legitimation ihrer häuslichen Hipp-igkeit?


Prinzessin Angela

Bei Angela Merkel wird, obwohl sie in einer Mietwohnung im 4. Stock wohnt, eine bodenständige Einrichtung vorherrschen. Hipp sein will sie nicht. Sie will effizient sein, sparsam und glaubwürdig. Es gibt Sofas mit strapazierfähiger Polsterbespannung, Einbauschränke und DDR-Nostalgielampen mit Stromsparglühbirnen. Einzig beim Schlafzimmer hat sich Frau Merkel einen Kindheitstraum erfüllt: Sie ruht in einem verschnörkelten Himmelbett drapiert mit weissen Vorhängen. Eigentlich wollte sie rosa, aber ihr Mann meinte, dass wäre ihm dann doch zu albern und ganz und gar nicht staatsfrauisch. Weiss eigentlich jemand wie der heisst? Egal. Jedenfalls schläft er jetzt im eigenen Bett in Trabi-Form.


Sarkozy und Bruni im Elysee Palast
Ganz anders sieht die Sache bei Monsieur Sarkozy aus. Immerhin residiert er standesgemäss in einem Palast, den er zweifelsfrei bis unter die Stuckdecken mit vergoldeten, lackierten und polierten Antiquitäten angefüllt hat. Nicht fehlen dürften bei ihm auch die teuersten, neusten technischen Applikationen und Gadgets. Remote Control wendet er auf alles an, was fernbedienbar ist: Die Vorhänge, die B&O Anlage, die Sockenschublade, Angela Merkel. Den Schuhschrank teilt er sich mit seiner Carla, wobei ihre Ballerinas oben sind und seine High Heels unten, damit er ohne Tabourettli dran kommt. C’est magnifique!

Man erlaube mir zum Schluss ein paar Worte zu Silvio Berlusconis Altersresidenz: Was er hat, davon träumen Dutzende seiner Kollegen, Kontrahenten und Kollaborateure gleichermassen. Silvio verbringt seinen Lebensabend in einem italienischen, auf  Versace gestylten Playboy Mansion, wo er sich mit willigen Dienstmädchen und sündhaften Haushälterinnen umgibt. Er spritzt sich täglich eine Portion Botox, hat eine Viagra-Fabrik gekauft, lässt sich die Haare von Cicciolina färben und  begrüsst jeden weiblichen Besucher mit der Frage: Do you speak Bunga Bunga?

Anführer, Meinungsmacher und Hoffnungsträger! Habt Mut! Tut etwas Revolutionäres. Etwas, das euch Angst macht bis in die Knochen: Sucht euch für das nächste WEF eine Davoser Gastfamilie mit durchschnittlichem Haushaltsgeld und seht, riecht, schmeckt, erlebt und lernt wie das richtige Leben so spielt. 

Cardow, The Ottawa Citizen / Bild: www.cagle.com



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